Neues Schaffen
Im Herbst 1947 wurde Herrn Karl Schuster, geb. am 06.05.1918 und wohnhaft in Gaindorf 20, die Berechtigung zur Ausübung des Deichgräbergewerbes erteilt. Die praktische Tätigkeit begann im folgenden Frühjahr mit der Aufnahme der ersten sieben Mitarbeiter am 24.05.1948.
Die ersten Aufgaben, die sich stellten, waren Regulierungsarbeiten an den Gerinnen in der Region – besonders an der Schmieda – im Auftrag des Landes Niederösterreich. Angesichts der katastrophalen Lage der Lebensmittelversorgung – die Getreideproduktion der Zwischenkriegszeit war noch nicht erreicht – war es einfach ein Gebot der Stunde, die Anbauflächen zu vermehren.
Die Bedingungen, unter denen damals gearbeitet werden musste, sind für die heutige Generation unvorstellbar. Durch das Fehlen jeglicher Maschinen – das Land litt damals noch unsäglich unter den Auswirkungen des Krieges – mussten alle Arbeiten händisch verrichtet werden.
Doch selbst wenn man arbeiten wollte – woher das Werkzeug nehmen, woher entsprechende Arbeitskleidung, gar nicht zu reden von einem Fahrrad, mit dem man zur Arbeitsstelle fahren könnte. All das und die einfachsten Dinge des täglichen Lebens konnte man nur unter drei Bedingungen kaufen: Wenn man die entsprechende Zuweisung hatte, über das nötige Geld verfügte und, das Allerwichtigste, die Ware überhaupt vorrätig war!
Was man sich nur vorstellen konnte war rationiert und preisgeregelt, aber das war in dieser Zeit zur Sicherstellung der Versorgung und zur Vermeidung von Missbräuchen wohl unumgänglich notwendig. Unglaublich, dass unter diesen Umständen der Wiederaufbau des Landes trotzdem weiterging.
Die nächsten Arbeiten, die von der Firma Schuster übernommen wurden, waren zahlreiche Brunnen und Feuerlöschbrunnen. Nach der Beseitigung der ärgsten Kriegsschäden gingen die Gemeinden daran, die Infrastruktur in den Orten zu verbessern. Noch immer gab es regelmäßig Fälle von Typhus, und nicht zuletzt die schlechte Trinkwasserversorgung und die mangelnde Kanalisation trugen ganz wesentlich dazu bei.
Bereits in den Fünfzigerjahren begannen daher die Kommunen ihre Wasserleitungen und Abwasserentsorgungsanlagen zu bauen bzw. zu verbessern. Dies bedeutete in zahlreichen Gemeinden des Weinviertels und des angrenzenden Waldviertel weitere Beschäftigung für die Firma Karl Schuster.
Heute, in Zeiten des „Ö-und EU-genormten“ Auftragswesens, kann man sich gar nicht vorstellen, dass viele dieser Arbeiten „per Handschlag“ vergeben wurden.
Die inzwischen verbesserte Versorgungslage am Maschinensektor erlaubte der Firma die Anschaffung eines Überkopfladers und eines kleinen Lastwagens. Mit den Jahren folgten Hydraulik-Löffelbagger und Kipper-LKW, Mischmaschine und Kran, Spezial-Anhänger und Kompressor – kurzum alle Geräte, die ein professionelles, fähiges Bauunternehmen benötigt.
Es zeugt vom innovativen Denken des damaligen Betriebsführers, Karl Schuster sen., dass er als einer der Ersten im Land ein kompressorgetriebenes Durchschlagegerät, im Volksmund auch „Sputnik“ genannt, beschaffte.
Das auf Dauer wohl bedeutendste Arbeitsfeld der Firma Schuster waren und sind Kabelverlegungsaufträge für die Post, heute PTA. Das auf dem Stand der Zwischenkriegszeit befindliche Leitungsnetz wurde, um der Bevölkerung und der Wirtschaft eine zeitgemäße Telekommunikation zu bieten, stufenweise ab Mitte der Fünfzigerjahre ausgebaut. Ein Höhepunkt dieser Maßnahmen wurde mit der Vollautomatisierung des Fernmeldeverkehrs erreicht. In unzähligen Ortsnetzen des Wein- und Waldviertels hat die Firma Schuster durch ihren großartigen und fachgerechten Einsatz, durch Anpassungsfähigkeit und reibungslose Zusammenarbeit mit den Stellen der Post zum Gelingen dieser großen Aufgabe beigetragen.
In vielen Fällen kam es zu gemeinsamen Verlegungen von Anlagen der EVN. Die verantwortlichen Stellen der EVN konnten sich von der Zuverlässigkeit des Betriebes überzeugen und die Fa. Schuster führte bis zum Jahr 2009 regelmäßig Aufträge der EVN aus.
Im Jahre 1965 trat der am 16.05.1943 geborene Karl Schuster jun. in die Firma ein. Nach Abschluss der Berufsausbildung an der HTL in Krems a. d. Donau hatte er den Wehrdienst bei den Pionieren in Klosterneuburg absolviert und wurde, nach einigen Übungen, als Leutnant d. R. ausgemustert.
1970 verehelichte sich Ing. Karl Schuster mit Sieglinde Lechner aus Schwallenbach. Dieser Ehe entsprangen drei Söhne – Karl, Kurt und Klaus.
Nachdem er im selben Jahr die Baumeisterprüfung mit Erfolg abgelegt hatte, konnte sich nun der Betrieb auch dem Hochbau zuwenden.
In den folgenden Jahren kam der zweite Teil des Wahlspruches, Wertvolles erhalten, voll zum Tragen. Bereits Karl Schuster sen. hatte den alten Pfarrhof in Ravelsbach erworben, um ihn vor dem totalen Verfall zu retten. Jetzt führte sein Sohn dieses Vorhaben weiter und restaurierte das Barockjuwel fachgerecht.
Im Laufe der Jahre wurde die Althaussanierung dank dem besonderen Interesse und Engagement von Ing. Karl Schuster zu einem wichtigen Teil des Leistungssspektrums.
1979 übernahm Baumeister Ing. Schuster als Geschäftsführer die alleinige Leitung des Unternehmens. Leider dauerte das gemeinsame Wirken dieser Männer nur wenige Jahre, da der Firmengründer Karl Schuster sen. 1982 nach einem tragischen Unfall verstarb.
Wie immer, wenn zwei Generationen miteinander arbeiten, so war auch hier das Zusammenwirken oft nicht reibungslos, aber sehr befruchtend. Hier der ältere, der polternde Autodidakt, der aus jahrzehntelanger praktischer Erfahrung schöpfte, und da der jüngere, der ruhige und sachliche Denker, der über eine gediegene technische Ausbildung verfügte. Es spricht aber für beide, dass sie immer wieder zu gemeinsamen, guten Lösungen fanden.
Nun ist mit dem dritten Karl Schuster, Baumeister seit 15. April 2002 und Master of Science Solararchitektur seit 2006, schon die dritte Generation emsig und mit großem Interesse am Werk.
Mit einem in die Zukunft gerichteten Blick möchte die Firma Schuster, verantwortungsbewusst gegenüber Ihren Kunden, den über mehr als 70jährigen guten Ruf weiterführen.